Facebook - Bischof Erwin Kräutler Firmung + Fragestunde - Pfarre Parsch in der Stadt Salzburg

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Pfarre Parsch Salzburg

Bischof Erwin Kräutler firmte 28 junge Christen am 24. Juni in Parsch 2012 und stellte sich anschließend den Fragen von Parscherinnen und Parschern:

Die Kirche in Parsch war angefüllt mit Verwandtschaft und Pfarrmitgliedern, um mit den Firmlingen, die sich zu diesem mutigen Schritt eines voll verantworteten und mündigen Christentums entschieden haben, ihr Fest zu feiern. Laut Statistik entscheiden sich in der Pfarre Parsch nunmehr die Hälfte aller Erstkommunikanten zum Empfang dieses Sakramentes.

 

Der Missionsbischof begrüßte alle Feiernden mit seiner unverwechselbaren herzlichen Art und ließ die Zeit mit seiner spannenden Predigt, die über das Leben als Christ sprach, in Windeseile verstreichen. Zweifellos traf er mit seinen Worten auch das Leben der Versammelten. Man kam nicht aus, viele Anspielungen zum Leben mit Nicken oder Schmunzeln zu bestätigen. Als spontane Einlage sangen dann alle Gläubige mit frohem Klatschen unter Anleitung des Bischofs ein kräftiges Amen zur Predigt. Das erinnerte uns stark an einen vergangen Gottesdienst mit Dom Erwin in Parsch, in dem er selber zur Gitarre griff und vom Leben in Brasilien in seiner „zweiten“ Muttersprache sang.

 

 

Im Anschluss an die Firmung fand eine Fragestunde mit den Parscherinnen und Parschern im Pfarrsaal statt. In lockerer Atmosphäre plauderte Dom Erwin über seine Berufung zum Missionar und über sein dreißigjähriges Wirken als Bischof in der größten Diözese Brasiliens am Amazonasnebenfluß Xingu.

Er bekannte sich zur Option der Armen und verwies auf den „Katakombenpakt“, den viele Bischöfe - zum Ende des zweiten Vatikanums 1965 - in den Katakomben Roms unterschrieben (siehe unten). Das war die Geburtsstunde der Befreiungstheologie in Lateinamerika. Diesen „Katakombenpakt“ würde er gerne jedem neuen europäischen Bischof bei seiner Inthronisation überreichen.

Bischof Erwin setzt sich für die Rechte und die Existenz indigener Völker, gegen den Resourcenraub in den amazonischen Wäldern, für den Klimaschutz und für die Menschenwürde der Schwächsten der Gesellschaft – besonders Frauen und Kinder – ein. Dafür wurde er 2010 mit dem alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) und dem Ehrendoktorat der theologischen Universität Salzburg gewürdigt.

 

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Bezüglich des Staudammprojektes „Belo Monte“ fand Bischof Erwin klare Worte: Dieses Projekt ist ein Verbrechen an der Natur und an den Menschen. Die österreichische Firma Andritz AG – Lieferung von Turbinen – dürfe sich auf keinen Fall daran beteiligen.“ Ein Drittel der Stadt Altamira (etwa so groß wie Salzburg) würde durch den Staudamm überflutet und der Großteil der Wohnräume indigener Völker würden ausgetrocknet – dies wo ihre Dörfer nur über Boote erreichbar sind und die Bevölkerung vom Fischfang lebt ( siehe auch http://www.dka.at/belomonte).

Abschließend sprach er „visionär“ von der „Vielfalt in der Einheit“ innerhalb der katholischen Kirche. Er könne sich eine stärkere Ausprägung gewachsener kultureller Besonderheiten als kontinentale Kirchen und sogar auch innerhalb eines Kontinents vorstellen. Dies wäre eine Pastoraltheologie, die dem Konzilsdokument des zweiten Vatikanums entspräche, wo es heißt:

 

»Von Beginn ihrer Geschichte hat sie [die Kirche] gelernt, die Botschaft Christi in der Vorstellungswelt und Sprache der verschiedenen Völker auszusagen und darüber hinaus diese Botschaft mit Hilfe der Weisheit der Philosophen zu verdeutlichen, um so das Evangelium sowohl dem Verständnis aller als auch berechtigten An­sprüchen der Gebildeten angemessen zu ver­kündigen. Diese in diesem Sinne angepasste Ver­kündigung des geoffenbarten Wortes muss ein Gesetz aller Evangelisation bleiben. Denn so wird in jedem Volk die Fähigkeit, die Botschaft Christi auf eigene Weise auszusagen, entwickelt und zugleich der lebhafte Austausch zwischen der Kirche und den verschiedenen nationalen Kulturen gefördert. Es ist jedoch Aufgabe des ganzen Gottesvolkes, vor allem auch der Seel­sorger und Theologen, unter dem Beistand des Heiligen Geistes auf die verschiedenen Sprachen unserer Zeit zu hören, sie zu unterscheiden, zu deuten und im Licht des Gotteswortes zu beur­teilen, damit die geoffenbarte Wahrheit immer tiefer erfasst, besser verstanden und passender verkündet werden kann.«

 

So wurde auch diese Begegnung mit Bischof Erwin wieder eine Bestätigung für den richtigen Weg des Parscher spirituellen Solidartreffs – PASST, der sich ja – nach dem ersten Besuch von Bischof Erwin 2009 - auf die fünf pastorale Dimensionen Kräutlers beruft: Die samaritanische, die geschwisterliche, die prophetische, die missionarische und die Dimension des Feierns.

 

Wer sich also von Dom Kräutler angesprochen fühlt, sollte unsere PASST-Gruppe – jeden ersten Dienstag im Monat um 18:30 im Pfarrheim - verstärken.

 

P. Hermann (Firmung) und Josef Rücker (Fragestunde)

 

KATAKOMBENPAKT
Für eine dienende und arme Kirche
16. November 1965

Die dreizehn Selbstverpflichtungen einer Gruppe von Bischöfen auf dem
Zweiten Vatikanischen Konzil
(vgl. CONCILIUM 4. Nummer April 1977, 262-263)

Als Bischöfe,
. die sich zum Zweiten Vatikanischen Konzil versammelt haben;

. die sich dessen bewusst geworden sind, wie viel ihnen noch fehlt, um ein dem Evangelium entsprechendes Leben in Armut zu führen;

. die sich gegenseitig darin bestärkt haben, gemeinsam zu handeln, um nicht als Eigenbrötler und Selbstgerechte dazustehen;

. die sich eins wissen mit all ihren Brüdern im Bischofsamt;

. die vor allem darauf vertrauen, durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sowie durch das Gebet der Gläubigen und Priester unserer Diözesen bestärkt zu werden;

. die in Denken und Beten vor die Heilige Dreifaltigkeit, vor die Kirche Christi, vor die Priester und Gläubigen unserer Diözesen hintreten;

nehmen wir in Demut und der eigenen Schwachheit bewusst, aber auch mit aller Entschiedenheit und aller Kraft, die Gottes Gnade uns zukommen lassen will, die folgenden Verpflichtungen auf uns:

1. Wir werden uns bemühen, so zu leben wie die Menschen um uns her üblicherweise leben, im Hinblick auf Wohnung, Essen, Verkehrsmittel und allem, was sich daraus ergibt (vgl. Mt. 5,3; 6,33-34; 8,20).

2. Wir verzichten ein für allemal darauf, als Reiche zu erscheinen wie auch wirklich reich zu sein, insbesondere in unserer Amtskleidung (teure Stoffe, auffallende Farben) und in unseren Amtsinsignien, die nicht aus kostbarem Metall -weder Gold noch Silber- gemacht sein dürfen, sondern wahrhaft und wirklich dem Evangelium entsprechen müssen (vgl. Mk 6,9; Mt 10,9; Apg 3,6).

3. Wir werden weder Immobilien oder Mobiliar besitzen noch mit eigenem Namen über Bankkonten verfügen; und alles, was an Besitz notwendig sein sollte, auf den Namen der Diözese bzw. der sozialen oder caritativen Werke überschreiben (vgl. Mt 6,19-21; Lk 12, 33-34).

4. Wir werden, wann immer dies möglich ist, die Finanz- und Vermögensverwaltung unserer Diözesen in die Hände einer Kommission von Laien legen, die sich ihrer apostolischen Sendung bewusst und fachkundig sind, damit wir Hirten und Apostel statt Verwalter sein können (vgl. Mt 10,8; Apg 6,17).

5 Wir lehnen es ab, mündlich oder schriftlich mit Titeln oder Bezeichnungen angesprochen zu werden, in denen gesellschaftliche Bedeutung oder Macht zum Ausdruck gebracht werden. (Eminenz, Exzellenz, Monsignore...). Stattdessen wollen wir als "Padre" angesprochen werden, eine Bezeichnung, die dem Evangelium entspricht. (vgl. Mt 20,
25-28; 23,6-11; Joh 13, 12-15)

6. Wir werden in unserem Verhalten und unseren gesellschaftlichen Beziehungen jeden Eindruck vermeiden, der den Anschein erwecken könnte, wir würden Reiche und Mächtige privilegiert vorrangig oder bevorzugt behandeln (z. B. bei Gottesdiensten und bei gesellschaftlichen Zusammenkünften, als Gäste oder Gastgeber) (vgl. Lk 13,12-14; 1 Kor 9, 14-19).

7. Ebenso werden wir es vermeiden, irgendjemandes Eitelkeit zu schmeicheln oder ihr gar Vorschub zu leisten, wenn es darum geht, für Spenden zu danken, um Spenden zu bitten oder aus irgendeinem anderen Grund. Wir werden unsere Gläubigen darum bitten, ihre Spendengaben als üblichen Bestandteil in Gottesdienst, Apostolat und sozialer Tätigkeit anzusehen (Vgl. Mt 6, 2-4;
Lk 15,9-13; 2 Kor 12,4)

8. Für den apostolisch-pastoralen Dienst an den wirtschaftliche Bedrängten, Benachteiligten und Unterentwickelten werden wir alles zur Verfügung stellen, was notwendig ist an Zeit, Gedanken und Überlegungen, Mitempfinden oder materiellen Mitteln, ohne dadurch anderen Menschen und Gruppen in der Diözese zu schaden.
Alle Laien, Ordensleute, Diakone und Priester, die der Herr dazu ruft, ihr Leben und ihre Arbeit mit den Armgehaltenen und Arbeitern zu teilen und so das Evangelium zu verkünden, werden wir unterstützen. (vgl. Lk 4,18; Mk 6,4; Apg 18,3-4; 20,33-35; 1 Kor 4,12; 9, 1-27).

9. Im Bewusstsein der Verpflichtung zu Gerechtigkeit und Liebe sowie ihres Zusammenhangs werden wir daran gehen, die Werke der "Wohltätigkeit" in soziale Werke umzuwandeln, die sich auf Gerechtigkeit und Liebe gründen und alle Frauen und Männer gleichermaßen im Blick haben. Damit wollen wir den zuständigen staatlichen Stellen einen bescheidenen Dienst erweisen.
(vgl. Mt 25,31; 25,46; Lk 13,12-14; 33,34).

10. Wir werden alles dafür tun, dass die Verantwortlichen unserer Regierung und unserer öffentlichen Dienste solche Gesetze, Strukturen und gesellschaftlichen Institutionen schaffen und wirksam werden lassen, die für Gerechtigkeit, Gleichheit gesamtmenschliche harmonische Entwicklung jedes Menschen und aller Menschen notwendig sind. Dadurch soll eine neue Gesellschaftsordnung entstehen, die der Würde der Menschen- und Gotteskinder entspricht.
(vgl. Apg 2,44-45; 4,32-35; 5,4; 2 Kor 8 und 9; 1 Tim 5,16).

11. Weil die Kollegialität der Bischöfe dann dem Evangelium am besten entspricht, wenn sie sich gemeinschaftlich im Dienst an der Mehrheit der Menschen -zwei Drittel der Menschheit- verwirklicht, die körperlich, kulturell und moralisch im Elend leben, verpflichten wir uns:
- Gemeinsam mit den Episkopaten der armen Nationen dringende Projekte zu verwirklichen,
entsprechend unseren Möglichkeiten.
- Auch auf der Ebene der internationalen Organisationen das Evangelium zu bezeugen, wie
es Papst Paul VI. vor den Vereinten Nationen tat, und gemeinsam dafür einzutreten, dass
wirtschaftliche und kulturelle Strukturen geschaffen werden, die der verarmten Mehrheit
der Menschen einen Ausweg aus dem Elend ermöglichen, statt in einer immer reicher
werdenden Welt ganze Nationen verarmen zu lassen.

12. In pastoraler Liebe verpflichten wir uns, das Leben mit unseren Geschwistern in Christus zu
teilen, mit allen Priestern, Ordensleuten und Laien, damit unser Amt ein wirklicher Dienst werde. In diesem Sinne werden wir
- gemeinsam mit ihnen unser Leben ständig kritisch prüfen;
- sie als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstehen, so dass wir vom Heiligen Geist
inspirierte Animateure werden, statt Chefs nach Art dieser Welt zu sein;
- uns darum bemühen, menschlich präsent, offen und zugänglich zu werden;
- uns allen Menschen gegenüber offen erweisen, gleich welcher Religion sie sein mögen.
(vgl. Mk 8,34-35; Apg 6,1-7; 1 Tim 3, 8-10).

13. Nach der Rückkehr in unsere Diözesen werden wir unseren Diözesanen diese Verpflichtungen bekanntmachen und sie darum bitten, uns durch ihr Verständnis, ihre Mitarbeit
und ihr Gebet behilflich zu sein.

Gott helfe uns, unseren Vorsätzen treu zu bleiben.

 

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